Teil 2 - von Mr. Early

Eine Welle konfuser Gedanken bricht auf mich herein und mir schießen einzelne Bilder der vergangenen Stunden durch den Kopf - um gleich darauf wieder im verkaterten Äther zu verschwinden.

Eine Rumflasche aus Indien Ein Barhocker, dem ein Bein fehlte Kaugummis, die unter den Tresen geklebt waren.
 
Verdammt! Was war denn da schon wieder los?
Mit zittrigen Armen stütze ich mich auf ebendiese, um mich etwas standhafter zu geben, und spüre, wie das Blut aus meinem Kopf entweicht. Oder strömt es hinein?
Die Umhersitzenden weichen von ihren Plätzen; sie sahen das Unheil wohl früher kommen als ich. In dem Moment, da ich mich auf diese gesellschaftliche Geißel der Hochschulautorität herablassen, einige entschuldigende Worte aus meinem Mund (seltsame Flora und Fauna darin, denke ich mir noch) herauspressen wollte, merke ich leider ein wenig zu spät, dass anstelle der Worte ein Schwall von grünstichigem, Fäden ziehendem Erbrochenem über die mir vordere Sitzreihe hinweg bis auf einen glücklicherweise unbesetzten Hörsaalklappstuhl aus mir schießt wie das Fett einer Frikadelle aus dem Sandwich-Toaster.
Ein angewiderter Aufschrei vermischt sich mit hallendem Gelächter und Fingerzeigen im Raum. Zwei kleine Nacheruptionen folgen noch, dann war ich leer. Und gedanklich wieder abwesend. Die Erinnerungsbrocken scheinen sich nach und nach zu einer Geschichte zusammenspinnen zu lassen. Heinz….
Der arme Kerl hatte sich grad von seiner Frau scheiden lassen. Eigentlich ist er vielmehr geschieden worden. Seitdem hat er sich wieder in sein altes Ich verwandelt.
Unsere nächtlichen, täglichen, auch mal Tage anhaltenden Exzesse waren eigentlich vorbei, als er unerwartet seine Rockergene weitergeben musste. Dann ist er verkommen. Metamorphierte in diese bürgerliche Atmosphäre der Vorstadt mit Kindergarten um die Ecke und kuchenbackender Ehefrau.
In den vergangenen drei Wochen hat er erfolgreich versucht, die vorherigen sechs Jahre nachzuholen. Und an mich den Anspruch gestellt, immer dabei zu sein. „Um der alten Zeiten Willen.“, „So wie früher.“, hat er gesagt. Und ich habe mitgemacht.
Gestern rief er also an und wollte mit mir in diesen neuen Laden. Oder, naja, diese Kaschemme. Ich wollte ihm absagen, mein Körper machte es einfach nicht mehr. Aber er hatte mich mit der Ansage: „Alter, € 0,50 das Bier! Und zwischendurch Livemucke! DA willst DU zuhause bleiben und fernsehen??“
Also beschritten wir das B.I.S.T.Rhoe und mich zwinkerte eine buddhaförmige Flasche mit dunkler, an unreinen Bernstein erinnernder Flüssigkeit an. Ich dachte: „Wer bist du denn?“…

[weiter mit Teil 3]

 

 

 

Bist Du B.I.S.T. dann bist Du B.I.S.T.

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