Teil 15

„Ich sehe ihn immer noch rennen, immer kleiner werden und dann ist er weg. Scheiße ist der schnell! Der kann sich doch sonst kaum auf den Beinen halten - kann mich nicht erinnern ihn jemals schneller schlurfen gesehen zu haben, als gerade mal so schnell, dass er nicht umkippt. Und nun rennt der Typ, wie von der Tarantel gestochen. Was ist das für ’ne Scheiße!?“

Eine unbestimmte Wut in Heinzer wird immer intensiver. Der Umstand, dass große Teile seiner Frisur durch seine Hände gleiten, trägt auch nicht gerade dazu bei, dass seine miese Stimmung ins Gegenteil umschlagen könnte. Gedankenverloren kratzt er sich am Kopf und besiegelt so das Ende dessen, was mal ein Miniplie hätte werden könnten.

„Was ist das hier für eine beschissene scheiß Dreckskacke?!!!! Scheiße, scheiße, scheiße!!!“, schreit er und stößt gleichzeitig die Tür der Kimme auf, die er vor gar nicht all zu langer Zeit mit einem Wüterich unterm Arm verlassen hat. Im Innern stehen die Anwesenden um den übel zugerichteten Hünen herum, der sich winselnd auf dem Boden krümmt und keinen an sich ran lässt. In dem Moment, in dem Heinzer laut fluchend durch die Tür tritt, drehen sich alle Anwesenden um und starren ihn an.

„Was los ihr Penner? Wollt ihr auch so eine Massage wie der Typ da auf dem Boden?“ Während Heinzer spricht, hört er sich selber zu und wundert sich. Er wundert sich nicht nur, sondern fragt sich auch – was mach ich denn hier? Bin ich wahnsinnig? Die Typen hauen mich doch zu Klump! – Gleichzeitig muss er sich selbst zuhören: „Ihr Scheißer, wer will zuerst?“ – was hab ich denn für eine Stimme? Viel tiefer als sonst – „Hat hier irgendeiner irgendein Problem?“ – ja, ich gleich, oh man was mach ich hier – „Dann kommt mal her ihr Scheißer“ – ne, bleibt bloß weg, hilfe! – „Na, was ist?“

Zu Heinzers größter Überraschung weichen die Typen vor ihm zurück. Sie sehen ihn mit großen Augen an und weichen Richtung Tresen zurück. Alles ganz ordentlich in Saft und Kraft stehende Männer, die im Moment allerdings aussehen, als ob sie am liebsten unter Muttis Rock kriechen würden und am allerliebsten gleich weiter, ganz wieder rein und Augen zu. Als die ersten mit dem Rücken den Tresen erreichen weichen sie nach rechts und links, so dass Heinzer direkt auf den Tresen zugehen kann, mit einem großen Schritt über den wimmernden Hünen, der in genau diesem Moment nicht nur das Wimmern, sondern auch das Atmen und sonstige Bewegungen einstellt und stocksteif, mit weit aufgerissenen Augen (soweit man in seinem Fall von weit aufgerissen sprechen kann, denn seine Klüsen sind gewaltig zugeschwollen, ungefähr so wie bei Axel Schulz nach einem Boxkampf…) daliegt. Am Tresen angekommen, stützt Heinzer seine Arme auf den Tresen und hört sich Whisky bestellen. – ich hasse Whisky – denkt er noch und starrt auf seine, oder besser auf die Arme, die offenbar aus seinem Körper wachsen. Aus seinen ehemaligen spindeldürren Armen sind gewaltige, Muskel bepackte Klopperarme geworden. Das allein ist ja schon überraschend genug, aber seine Arme haben auch noch eine unnatürlich bläuliche, durchscheinende Farbe angenommen.

„Ich will scheiße einen Whisky, wo ist der beschissene Barwichser?“ hört er sich schreien und um die Dringlichkeit seines Anliegens zu unterstreichen, schlägt er mit seiner neuen gewaltigen Faust auf den Tresen, so dass die schwere Platte vibriert. – Es fängt an mir Spaß zu machen – denkt er sich gerade als sein Blick auf in den verspiegelten Hintergrund des Flaschenregals vor ihm fällt – oh ha, oh oh oh, heilige Scheiße! Wie sehe ich denn aus?! – ind derselben Sekunde springt er, auch für ihn überraschend, mit einem gewaltigen Satz ist hinter den Tresen, räumt mit dem Arm eine ordentliche Anzahl Flaschen aus dem Regal, dass sie krachend auf dem Boden zersplittern, sieht sich im Spiegel ins Gesicht, legt den Kopf ein wenig schräg und ein diabolisches Grinsen breitet sich langsam auf seinem Gesicht aus. Mit dem rechten Arm greift er ins Regal, nimmt sich eine der verbliebenen Flaschen unbekannter Herkunft, öffnet sie und lässt den gesamten Inhalt in seine Kehle fließen. Nachdem er die Flasche auf links gezogen hat, lässt er sie aus der Hand gleiten, dreht sich immer noch grinsend um und hört sich sagen: „Das Spiel kann beginnen!“ …

[weiter mit Teil 16]

 

 

 

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