Teil 27

Unser Freund Heinzer ist ganz offensichtlich einer optischen Täuschung erlegen. Es war nicht die Ledertucke, die auf seinem Brustkorb die Pauke schlug, sondern der gute alte Joe. Wie er die beiden verwechseln konnte, wird uns unbegreiflich bleiben, aber wir waren ja auch nicht diesem Martyrium ausgesetzt...
Trotz allem sind die Körper der beiden Freunde in einem desolaten Zustand. An Heinzer sickert Blut aus unzähligen Wunden, die bei Bewegung immer wieder aufreißen und sein Kumpel liegt auf der Strasse mit definitiv gebrochenen Armen und extrem verbrannter Brust. Das Übelste an dem armen geplagten Kameraden steckt allerdings zwischen seinen Beinen. Aus der Entfernung kann Heinz nicht genau erkennen, was das wohl sein mag. Irgendwo ganz hinten in seiner Erinnerung meint er das schon mal etwas genauer gesehen zu haben, aber er kommt ohnehin im Moment nicht so ganz klar, wo er ist, was er ist und ob er sich gerade in der Realität, der Fiktion oder in beidem befindet. Er steht unmittelbar neben dem Baum der Erkenntnis, aber von Selbiger keine Spur. Ihm geht so einiges durch den Kopf: „Was ist eben geschehen? Warum liegen wir hier total zerschmettert auf dem Asphalt und was sind das da hinten für Leute? Der Eine ist doch Joe Jackson – dieser Arsch. Oha, wer ist die Kleine? Die ist aber lecker!“
Bevor wir weiter an Heinzers Gedankenwelt Teil haben, sollten wir uns ein wenig umschauen. Der riesige Baum ragt immer noch aus der Hauptverkersstrasse, wirkt allerdings schon leicht welk. Es ist sehr, sehr ruhig. Kein Vogelgezwitscher, kein Windhauch, keine anderen Lebewesen; nur Heinzer und sein Kumpel, sowie Joe Jackson, der mit drei Personen zu plaudern scheint. Aber nein, geplaudert zu haben scheint, denn er sieht ganz offensichtlich in die Richtung unserer beiden Freunde.
Der blutverschmierte Heinzer hat sich aufgerafft und schlurft erstmal zu seinem Kumpel, den es noch erheblich übler getroffen hat. Man, man, man, der ist mal hinüber. Da mag ich gar nicht drüber schreiben, das sieht vielleicht eklig aus. Die gebrochenen und verdrehten Arme, mindestes ein Bein ist auch nicht mehr so wie vorher und dann die völlig verbrannte Brust, beziehungsweise ist sie grossflaechig auf jeder Seite angekokelt. Über dem garen Fleisch verteilt sich reichlich Erbrochenes. Das wird sich sicher böse entzünden. Allerdings ist das, was da zwischen seinen Beinen hängt die Krönung der Perversität an seinem geschundenen Körper. Eine Art Tierchen mit kurzen Armen und Beinen, dessen Maul sich über seinen Eiern befindet und scheinbar zufällig immer mal wieder zugebissen hat. Wo hat er sich das Teil bloß geholt? Es muss mit der sonderbaren Erscheinung nach Art von Dschungelkoenig Ross in der Baumkrone zu haben, da seit dessen Ableben (man könnte in seinem Fall von „aktiver Vertrocknung“ sprechen) auch das Hodentier nicht mehr zugebissen hat. Besser gesagt, final zugebissen hat. Seither konnte ich keine Bewegung seiner selbst erkennen und das war ganz einfach, denn sein Opfer hat in den aktiven Momenten des Hodentiers deutlich seinen Unmut darüber zum Ausdruck gebracht.
Heinzer kniet sich also gerade über seinen Kumpel, redet mit ihm und macht sich dann am Hodentier zu schaffen. Hut ab, das muss Freundschaft sein! „...Freundschaft als eine Pflicht zu sehen, kann ich nun wirklich nicht versteh'n...“ Das Hodentier ist ganz offensichtlich hinüber, hat allerdings beängstigend lange, dünne Zähne. Das Teil muss übel gezeckt haben (beim Gedanken daran ziehen sich dem geneigten Autor die Weichteile krampfartig zusammen)! Er ist die Bestie ja nun los und kommt gerade mit Heinzers Hilfe wieder auf die Beine; obwohl das nicht ganz richtig ist, er kommt eher aufs Bein, als sich Joe Jackson aufmacht unseren beiden Freunden einen Besuch abzustatten, was denen nun gar nicht gut zu gefallen scheint. Beide verziehen fast gleichzeitig wutentbrannt ihr Gesicht und laufen auf ihn zu. Das sieht vor allem bei Heinzers Kumpel nicht gut aus, der trotz der erheblichen Verletzungen sehr schnell auf Joe loshumpelt. Auf Joe hingegen scheinen die Beiden keinerlei Eindruck zu machen. Er packt erst Heinzer am Kragen und dann seinen Kumpel und lässt beide am ausgestreckten Armen in der Luft zappeln. „Hört auf zu Zappeln und um Euch zu schlagen ihr Spacken!“ raunt er mit seiner 5-Euro-Megaphonstimme den beiden Freunden zu „Es hat doch keinen Sinn. Wenn ich wollte, hätte ich Euch schon längst zermalmt“ Da hat Heinzer eine ganz andere Erinnerung an das Geschehene „Ich hätte Dich fertig gemacht“ kreischt er „wenn Du Deinen Spackenwagen auch nur eine Sekunde später erreicht hättest! Du Arsch! Ich hätte Dich in der Luft zerrissen!“ Worauf Joe nur antwortet: „Hast Du aber nicht.“ Während Joe die Beiden Zappelnden langsam auf dem Boden absetzt, sie aber nicht aus seinem Schraubstockgriff befreit, beginnt die Luft langsam wieder in Wallung zu geraten. Böen ziehen über die Protagonisten, viele nun schon braune Blätter des Riesenbaumes wirbeln durch die Luft und Gernot flüstert Jolanda leise zu „Scheiße, jetzt wird’s übel, Du musst hier unbedingt weg!“ …

[Fortsetzung folgt]

 

 

 

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