Teil 8

dramatis personae

(in der Reihenfolge ihres Auftretens)

 

 Sandra, 24 Jahre, Theologiestudentin des niedrigen NCs wegen

Jolanda, 24 Jahre, abenteuerlustige Tochter eines Archäologen mit irischer Abstammung

Susanne, 21 Jahre, Pastorentochter

Erik, 28 Jahre, jobbt am Kaffeetresen

Steve, 57 Jahre, Jolandas Vater

Stimme, Alter, verwandtschaftliche Beziehungen und alles andere unbekannt

Die drei Studentinnen lassen sich in der kurzen Mittagspause zu einem Heißgetränk in der CS am Sportforum der Hochschule nieder.

Sandra:            Herr je, ihr Lieben, das war ja mal wieder eine Sitzung!

Jolanda:           Der fertige Typ war echt der Hammer, was hatte der hier zu suchen?

Susanne:           Wahrscheinliche hat er eine Wette verloren – oder einfach nur seine Wohnungsschlüssel. Zumindest war er ziemlich fertig.

Sandra:            Und gestunken hat er!
 
Kellner tritt auf.
 
Erik:                 Na, ihr Hübschen?! Eine Runde wie immer?

Susanne (blickt Bestätigung suchend in die Runde):

Ja, einmal wie immer, Danke. (zu Sandra:) Ja, auch wenn er gestunken hat. Und sich entleert… Mich würd schon interessieren, was er im Hörsaal verloren hatte…

Sandra:            Ach was, vielleicht hatte er auch nur einen Platz zum Schlafen gesucht. Wer weiß, wie lange er schon in der Stuhlreihe hing, als wir kamen?

 

Die vollkommen belanglose aber leidenschaftlich geführte Diskussion über den fremden Mann in den Hörsaalstuhlreihen wird von dem Kellner unterbrochen.

 

Erik:                            So, hier Sandra, der Latte Macchiato Caramel koffeinfrei mit Soja-Milch ohne Zucker. Sandra, für Dich der Iced Hot Chocolate mit Eiswürfelersatz aus      Quellwasserplagiat – und für Dich, Jolanda, (Kopf schüttelnd) ein Hauskaffe, schwarz.

 

Gemeinsames Nicken und Danken und Nippen. Jolandas Mobiltelefon klingelt.

 

Jolanda:           Hey Paps! Du, ich bin noch in der Uni, kann ich Dich heute Abend urückrufen? - Aber… - WER hat angerufen?? - Ja, warte, ich gehe kurz raus.

 

Der Autor dieser Zeilen schleicht sich in Gedanken mit vor die Tür, um den Leser auch den Rest von Jolandas Dialog aufzeigen zu können…

Jolanda:           Wieso haben diese Leute versucht, Dich zu erreichen? - Auf dem AB? -Verstehe… Das heißt, eigentlich verstehe ich ni… - Du bist ja ganz aufgelöst! Warte, ich sage mein Seminar ab und komme zu Dir. Ruf nicht zurück, bevor Du mir nicht alles erzählt hast. 

Jolanda stürmt in die CS, verabschiedet sich flüchtig von ihren Kommilitoninnen, die sie verdutzt, besorgt und verständnislos dabei betrachten, schnappt sich ihre Tasche und läuft schon beinahe zur Bushaltestelle.

Im Außenbezirk der Stadt angekommen steigt Jolanda aus dem Bus, springt auf ihr Fahrrad, vergisst, das Schloss abzunehmen und tritt in die Pedal, packt sich hin, flucht, steht auf, reißt ihr Rad wieder in Normalposition, schließt das Schloss auf, springt wieder auf ihr Rad, tritt erneut in die Pedale, erst zaghaft, dann merkt sie, dass das Schloss sie dieses Mal nicht aufhält, und fliegt nahezu durch die lang gezogene und wild verwachsene Allee auf den steinernen Torbogen zu, der das kleine und leicht heruntergekommen, aber dennoch beschauliche Anwesen ihres Vaters ziert.

Ihr Vater steht schon in der Tür.

Steve:              Jolanda, mein Schatz, schön, dass u so schnell hergekommen bist.

Jolanda:           Paps, nun erzähl, was hat die GOfaFuiwE [1] dir aufs Band gesprochen? Die haben sich doch in den letzten zehn Jahren einen Dreck um dich und deine Arbeit geschert!

 
Steve (seine Tochter umaramend):
Komm erstmal mit rein, ich spiele es dir vor.
 

Durch die niedrige, zweiflüglige Haustür schreiten die Beiden in die nahezu vollkommen mit Holz verkleidete Diele. Auf dem Sekretär neben der Garderobe stehen Telefon und Anrufbeantworter. Steve drückt den Knopf zur Wiedergabe.

 

Stimme:            Dr. Ó Cathasaigh, es geht um ihre Forschungsergebnisse zu Govinda. Wir möchten Sie dazu auffordern, am morgigen Tag um 14 Uhr am bekannten Ort mit uns zusammenzukommen.

 

Steve Ó Cathasaigh sah seine Tochter mit leidigem und unsicherem Blick an. Es kann ihm unmöglich entgangen sein, dass genau diese Gefühlsregungen sich auch in den Augen seiner Tochter fanden.

 

Jolanda:           Meinst du, er könnte wieder aufgetaucht sein?   

 
 
 

[1]       Geheime Organisation für archäologische Funde und ihre wissenschaftliche Erforschung

 

[weiter mit Teil 9]

 

 

 

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