Teil 18 - von Mr. Lame

Der gekonnte Sprung über den Tresen, nachdem Heinzer gerade seiner Kehle eine komplette Flasche Captain Morgan übereignet hatte, machte offenbar einen gewaltigen Eindruck auf den sonderbaren Kuttenträger, der so plötzlich im Türrahmen erschienen war. Zuerst hatte ihn keiner der Anwesenden bemerkt, da der Sturm einen höllischen Lärm verursachte und Heinzers Show für ausreichend Stimulation der Synapsen sorgte, aber die nun in den Raum geströmte frische Luft ließ die Aufmerksamkeit aller Anwesenden in Richtung Tür schweifen.

 

Kaum hatten die geistig nun schon arg überstrapazierten Anwesenden den Neuankömmling wahrgenommen, wurden ihre Zentralhirne schon wieder mit überreichlich neunen Informationen versorgt, da Heinzer quasi in der selben Sekunde, in der der Neue bemerkt wurde, auch schon auf dem selbigen saß und diesen, offensichtlich völlig überrumpelten, mit einer beängstigenden Schlagfolge begrüßte. Aber irgendwie wirkten Heinzers Schläge nicht so, wie vom Publikum erwartet. Seine Schläge trafen definitiv ihr Ziel und sorgten auch für gewaltige Erschütterungen im Körper des Attackierten, aber Heinzers Fäuste drangen nicht in den Körper ein, sondern prallten eher, sonderbar violett illuminiert, an dessen Oberfläche ab. Der Neuankömmling warf den Aggressor mit einem heftigen Stoß ab, wurde Ruck Zuck zum Neuabkömmling und verschwand im Sturm.    

Heinzer sah ihm erst nach, dann betrachtete er die Tür von innen, die sich selbstverständlich wie jede ordentliche Kneipentür automatisch schloss. Aus > Liebe geht, Freunde bleiben < wurde in diesem Moment, ohne dass es die Anwesenden auch nur ahnen konnten > Freund ging, Liebe bleibt < und das war nun absolut keine gute Nachricht! Nach einer gefühlten halben Stunde, die in der Realität eher eine halbe Sekunde betrug, bewegte Heinzer, immer noch die Tür anstarrend den Kopf langsam kurz auf die rechte Schulter zu, dann langsam auf die linke und während sich sein Kopf zurück in die Aufrechte begab, drehte er sich sehr, sehr langsam um. Seine Augen waren nun nicht mehr unnatürlich rot unterlaufen sondern schienen sogar aus sich selbst heraus in einem eigentümlich hellen Rot zu leuchten. Dem ein oder Anderen der Anwesenden ging im Geiste das Bild des Terminators durch den Kopf, allerdings leuchteten bei dem, der bis vor kurzem als Heinzer bekannt war beide Augen rot, und seine Haut hing nicht in Fetzen sondern war ganz leicht blau illuminiert. Sehr ärgerlich für die Anwesenden wurde allerdings, dass der Zerstörungswille des vor ihnen stehenden, dem des fiktiven Terminators in nichts nachstand. Mit einem irren, beängstigenden Grinsen griff der ExHeinzer auf den Billardtisch, schnappte sich blind die schwarze Acht des für lange Zeit letzten, auf diesem Tisch gespielten Spiels, und schleuderte diese mit einer kaum wahrnehmbaren Bewegung mit extremer Geschwindigkeit dem Barkeeper, der vor Sekunden seine lange gehütete Deckung verließ, weil die Neugierde ihn übermannte und er endlich wissen wollte was in seinem Laden eigentlich abgeht, direkt zwischen dessen trübe Alkoholikeraugen. Er war tot, bevor sein Gesicht erst hart auf die Theke und dann auf den Boden aufschlug. So verabschiedete er sich noch mal persönlich von seinem Eigentum.

Nun waren seine völlig geschockten Gäste dran. Derjenige, der ExHeinzer am nächsten stand, hatte das Glück nicht leiden zu müssen. Ihm wurde vom Meister selbst das dicke Ende eines Queues, den dieser im vorbeigehen aufsammelte, mit einer solchen Wucht in den Nacken geschlagen, dass sein Genick auf der Stelle brach und er schlaff in sich zusammenfiel. Unangenehmer wurde es für den nächsten Kandidaten. Der bekam zuerst die Spitze des Queues ins rechte Auge und während er sich schreiend wand und versuchte den Queue zu ergreifen einen solch gewaltigen Tritt, etwa einen Meter oberhalb zwischen seiner beiden großen Zehen, dass er sich beim zusammenklappen schließlich selbst den Rest des Queues ins Hirn trieb und somit auch aufhörte zu existieren. Die übrigen Drei lösten sich fast gleichzeitig aus ihrer Starre und rannten zur Tür. Die ersten beiden erreichten sie auch und flogen förmlich in die rettende Freiheit. Nur der Dicke, der aufgrund seiner Körperfülle an Geschwindigkeit einbüßte, bekam die Warnung seines Arztes, dass er über kurz oder lang an den Folgen seines Übergewichts sterben würde, wenn er nicht beginne sein Gewicht zu reduzieren, auf eine Art zu spüren, an die sein Arzt mit Sicherheit nicht gedacht hatte. ExHeinzer griff ihm von hinten in die fettigen Haare, riss den Koloss nach hinten, so dass er hart mit dem Rücken auf dem ungepflegten Parkett aufschlug. Allein dieser Sturz machte ihm schon übel zu schaffen, da ihm für einige Sekunden die Luft wegblieb. Als er gerade wieder mit der in solchen Fällen üblichen Schnappatmung begann, begann auch etwas auf seinen Wanst einzuschlagen. ExHeinzer hatte die Zeit der Atemlosigkeit genutzt und sich in aller Ruhe einen der stählernen Barhocker geholt und drosch nun unentwegt auf den fetten Leib des Liegenden ein. Als auch von ihm kein Lebenszeichen mehr zu erkennen war, warf der ExHeinzer den Hocker in eine Ecke, drückte langsam sein Kreuz durch und ging entspannt zur Tür.

 

Eine Ledertucke, die das gesamte Spektakel aus sicherer Entfernung, hinter einem Tisch hockend beobachtet hatte, blickte dem Schlächter mit lüsternen Blicken hinterher, als derjenige, der bis vor kurzem noch unter Heinz Liebe bekannt war, kraftstrotzend die Tür aufriss und im Sturm verschwand…

[weiter mit Teil 19]

 

 

 

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