Teil 11

Steve Ó Cathasaigh zog sich, ohne Jolandas Frage beantwortet zu haben, mit einem noch zielsicher aus dem Regal gegriffenen Buch in sein Schlafzimmer zurück und ließ an dem Abend nichts mehr von sich hören.

Jolanda hingegen war zu beunruhigt, als dass sie diese Wendung hätte scheinbar einfach so hinnehmen können. Sie saß zwischen den mächtigen Bücherschränken in dem tiefen Ledersessel und machte sich ihre Gedanken…

Wie kann das nur sein? Seit Jahren schon war Ruhe und nun ist er wieder aufgetaucht? Er sollte doch sicher verwahrt sein… Vielleicht geht es aber auch gar nicht um ihn. Vielleicht will die GOfaFuiwE meinem Vater auch nur erneut um die Ohren hauen, dass er mit seinen Nachforschungen doch eh im Leeren lande und er sich auf wichtigere Dinge zu konzentrieren hätte.

Jolanda saß noch einige Stunden in der Bibliothek. Bis auch sie sich zurückzog und schlafen ging. 

Am nächsten Morgen stand sie früh auf. Sie wollte ihren Vater mit einem leckeren und Kraft gebenden Frühstück wecken, doch als sie mit dampfendem Kaffee, frisch gepresstem Orangensaft und Croissants mit Marmelade auf dem Tablett in sein Zimmer schritt, war das Bett schon gemacht und keine Spur von Steve Ó Cathasaigh zu sehen. Jolanda stellte flugs das Tablett auf die Kommode und ging zur nur angelehnten Terrassentür. Ihr Vater saß in der Sonne, die Pfeife im Mundwinkel, das Buch auf dem Schoß.

Jolanda:           Hey Paps, guten Morgen!

Steve:              Oh, guten Morgen, mein Täubchen. Wie hast du geschlafen?

Jolanda:           Danke, ganz gut. Und du? Warst du noch lange auf?

Steve:                          Nein, ich habe mich gar nicht erst hingelegt. Ich musste unbedingt noch einige Dinge recherchieren. Aber ich fühle mich gut.

 Jolanda:          Paps, ich will dich nachher begleiten, wenn du zur GOfaFuiwE fährst!

 Steve:             Jolanda, du weißt doch, dass das nicht geht. Sie würden dich nicht rein lassen. Es ist besser, wenn du einfach in die Universität gehst und deine Seminare besuchst! Wir können dann am Abend gemeinsam essen, ich kaufe dann noch ein.

 

Natürlich hatte sie eine solche Antwort erwartet, aber dennoch stimmte jene sie nicht zufrieden. Doch sie dachte sich, dass es für ihren Vater sicherlich beruhigender wäre, wenn sie seiner Aufforderung folgte. Also schwang sie sich nach einem hastig getrunkenen Tee auf ihr Rad und fuhr zur Uni.

Ihre Veranstaltungen sollten erst um 14Uhr c.t. beginnen, also hatte sie noch genügend Zeit, in der Bibliothek der philosophischen Fakultät ein paar Bücher zu wälzen.

Was hält eigentlich die Hochschulbibliothek an Informationen über Govinda, seine Gefährten und seine Geschichte bereit?, fragte sich Jolanda und begann die Recherche.

Der elektronische Suchapparat der Bibliothek war wahrlich eine Schande in Zeiten von Google, dennoch war Jolanda fit in dieser Materie. Jedoch konnte sie beim besten Willen nichts finden. Nur irgendwelche Übersichtswerke, die ereignisgeschichtlich den Weg nachzeichnen, der mit Siddharta und Govinda in Verbindung gebracht wird - nichts weiterführendes, keine Forschungsliteratur, keine Querverweise, nichts!

Jolanda beschleicht der an dieser Stelle in Filmen und Bücher ganz typisch eingesetzte paranoide Konspirationsgedanke...

Und wie der Zufall es will, bei dem letzten Versuch einer Suche, zeitgleich mit dem ungeduldigen Druck auf die Entertaste verdunkelt sich mit einem „ffFFummpp“ der Bildschirm, als hätte jemand den Stecker raus gezogen. Jolandas Kinnlade klappt erwähnenswert tief und ihre Augen starren geschockt auf den matten Schirm.

„Oh, entschuldigung, bin über den Stecker gestolpert.“

Jolanda dreht sich, nunmehr noch erschrockener, um und blickt einen grinsenden, weil vermutlich im Flirt begriffenen Kommilitonen an. Der ist aber unwichtig und wird daher gar nicht erst mit einem Namen versehen - vermutlich wird er in der Story nie wieder auftauchen.

Sie murmelt ein „Macht nix“ und fummelt ungeduldig zwischen Tischplatte, Rechner und Wand rum, bis sie den Strom erfolgreich wieder fand.

Das Bild der Suchmaske baut sich flimmernd wieder auf - und der Rechner hat doch etwas gefunden: Ein einziges Buch: „Templer, Rosenkreuzer und die GOfaFuiwE - Pseudokonspirative Verbindungen und die Realität“ Autor: Emil v. Däniken. Vermerk: Ausgeliehen.

Mist!
 
 

Anm. d. Autors: Emil v. Däniken ist der ernsthaft Forschung betreibende Zwillingsbruder von Heinrich von Däniken.

 

[weiter mit Teil 12]

 

 

 

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